Leserbrief zu Erholungssuchende Niederösterreicher machen gegen Motorradlärm mobil

Statement des Vereins Bikers‘ Voice zum  Artikel „Erholungssuchende Niederösterreicher machen gegen Motorradlärm mobil vom 20.04.2022 auf kurier.at.

Bezugnehmend auf den Artikel im Kurier vom 20.04.2022 des Journalisten Stefan Jedlicka mit dem
Titel „Erholungssuchende Niederösterreicher machen gegen Motorradlärm mobil“ erlaubt sich der
Verein Bikers Voice einige Falschaussagen und Unterstellungen, die diesen Artikel durchwegs
auszeichnen, entgegen zu treten.

Welcher Profession der geschätzte Herr Grünzweig nachgeht, oder nachgegangen ist, entzieht sich
unserer Kenntnis, aufgrund des Inhaltes dieses Artikels kann aber vermutet werden, dass es sich
keinesfalls einen technischen Beruf handeln oder gehandelt haben kann, denn seine Forderung nach
einem „50 Dezibel Lärm-Grenzwert“ entbehren jedes sachlichen Verständnisses für
Geräuschemissionen.

Beispiele gefällig? Grenzwerte von 50 Dezibel als Fahrgeräusch ist für sämtliche Fahrzeuge generell
technisch unmöglich, selbst Elektrofahrzeuge überschreiten diesen Wert. Auch ein leises Gespräch,
z.B. zwischen Anrainern und Motorradfahrern, hat einen Schalldruck von 55 db(A) in einem
Großraumbüro sind ohne weiteres 75 db(A) möglich.

Alleine das Abrollgeräusch eines Autoreifens bei 80 kmh liegt je nach Reifenbreite bei 70 bis 74 dB(A)
und wenn die WHO den 50 db(A) Grenzwert als krankmachend einstuft, dann gilt das natürlich für
alle Geräuschemissionen, demnach auch für PKW, LKW, Traktoren usw., diese sind dann dem
Gleichheitsgrundsatz und den „krank machenden Effekten“ der Logik zufolge ebenso zu verbieten.

Wenn die 50 db(A) dermaßen gesundheitsgefährdend sind wie behauptet, dann müssten die
Verantwortlichen in der Politik längst reagieren, vergleichbar mit den strengen Maßnahmen in der
Covid Pandemie, und die BewohnerInnen in Wien vor den von PKWs/LKWs usw. verursachten Lärm
schützen.

Die BewohnerInnen dieser Stadt sind in den meisten Bezirken nämlich dauerhaft von diesem KfZ
Lärm bedroht, wie dies die BewohnerInnen im sog. „Speckgürtel“ Wiens kaum in vergleichbarer
Weise in diesem Umfang sind.

Die Argumentation, dass Motorradfahren am Wochenende „reine Vergnügungsfahrten“ sind, stimmt
einigermaßen erheiternd, wenn man die PKW Blechkolonnen an den Wochenenden im Sommer in
beliebten Ausflugszielen rund um Wien, z.B. im Höllental, betrachtet.

Dabei handelt es sich sicherlich allesamt ausschließlich um berufsbedingte Ausfahrten, ebenso
werden vermutlich die Autoschlangen in den Wintermonaten in sämtlichen Schigebieten sicher nur
von den Pistenarbeitern, Servierkräften und Schilehrern verursacht und dienen diese nicht dem
„reinen Vergnügen“.

Motorräder werden zur Erläuterung nicht nur im Frühjahr, sondern ganzjährig geprüft und
unterliegen derselben Prüfnorm wie alle anderen KfZ, sie werden von den Prüfstellen zu den sog.
Pickerlterminen regelmäßig überprüft, dies hat nichts mit der Jahreszeit, sondern mit dem Datum der
Erstzulassung zu tun.

Da viele Motorräder im Frühjahr zugelassen werden kann davon ausgegangen werden, dass die
Mehrzahl der Motorräder in der Praxis tatsächlich, wie von Herrn Grünzweig gewünscht, in den
ersten Monaten des Jahres überprüft werden.

Auch zur angeblichen Umweltbelastung durch Motorräder lohnt sich eine vergleichende Betrachtung
zu den allseits beliebten SUVs verweisen wir auf die Ausführungen des VCÖ:
Für die Produktion eines einzigen Autos, das durchschnittlich 1,5 Tonnen wiegt, werden im Schnitt 70
Tonnen Materialien und Ressourcen verbraucht. Je nach Gesamtfahrleistung entstehen 15 bis 20
Prozent der CO2-Emissionen bei der Produktion eines Pkw
selbst wenn das neue Auto weniger Treibstoff verbraucht, bedeutet das über seinen Lebenszyklus
hinweg betrachtet noch keine verbesserte ökologische Bilanz. Verbraucht ein Neuwagen etwa einen
Liter weniger pro 100 Kilometer, kompensiert er bei einer jährlichen Kilometerleistung von 10.000
Kilometern erst nach 20 Jahren Betrieb jene Menge Treibhausgase, die bei der Produktion des
Fahrzeugs verursacht wurde.

Richtwerte CO2-Bilanz Fahrzeugproduktion:

  • Kleinwagen: bis 4 Tonnen CO2
  • Mittelklassewagen: bis 8 Tonnen CO2
  • Mittelklassewagen Hybrid: bis 12 Tonnen CO2
  • Luxus-SUV: bis 25 Tonnen CO2
  • Kleinwagen 100% elektrisch: bis 11 Tonnen CO2

Das bedeutet, dass in der Gesamtbetrachtung Motorräder eindeutig umweltfreundlicher sind als die
modernsten PKWs.

Auch die Aussage, dass die Unfallzahlen der Motorräder steigen ist nicht korrekt und zeigt nur, dass
man selbst gute Statistiken falsch interpretieren kann, wenn man damit ein bestimmtes Ziel verfolgt.

So sind die Verkehrsunfälle bei motorisierten Zweirädern, trotz lfd. steigender Zulassungszahlen, seit
Jahren in Prozentzahlen nachweislich sinkend.

In Relation zur Anzahl der angemeldeten Motorräder sind bei motorisierten Zweirädern nur ein
Drittel der Unfälle zu verzeichnen, wie beispielsweise bei den Unfällen mit Fahrrädern, hier stechen
die angeblich so umweltfreundlichen EBikes bei den schweren, oft tödlichen Unfällen, mangels
ausreichender Sicherheitskleidung leider besonders hervor.

Die Behauptungen des Herrn Grünzweig, dass „die meisten Motorradfreaks in Clubs organisiert und
kriminell sind“ führt vor Augen, welcher gehässigen Gesinnung diese Aussagen entspringen müssen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass MotorradfahrerInnen mit legalen, zum Verkehr zugelassen
Fahrzeugen, wie es StVO, KFG und KFGDV erlauben, am Strassenverkehr teilnehmen dürfen, ob es
Herrn Grünzweig nun passt oder nicht.

Wir haben dieselben Rechte wie Sportwagenfahrer, Cabriofahrer, Sonntagsausflügler, kurz wie alle
VerkehrsteilnehmerInnen.

Gegen Diffamierungen wie jene von Hrn. Grünzweig verwehren wir uns vehement im Namen der
MotorradfahrerInnen Österreichs und verlangen entweder stichhaltige Beweise für alle
Anschuldigungen durch Hrn. Grünzweig, oder einen schriftlichen Widerruf der von ihm gegenüber
Hrn. Stefan Jedlicka getätigten Aussagen.

Für den Vorstand
Regina Stiller (Obfrau) und Thomas Schluet (Obfrau Stellvertreter)