Leserbrief zu Lärmradar sollte laute Motorrad- und Sportwagenpiloten bestrafen

Statement des Vereins Bikers‘ Voice zum  Artikel „Lärmradar sollte laute Motorrad- und Sportwagenpiloten bestrafen“ vom 23.5.2022 auf derstandard.at.

Werter Herr Gluschitsch. Bezugnehmend auf den Artikel vom 23.5.2022 möchte der Verein Bikers‘ Voice zu einzelnen nicht korrekt wiedergegebenen Sachverhalten Stellung beziehen.

Betreffend Fahrverbot für Motorräder mit einem Standgeräusch von mehr als 95 Dezibel kann der Verein Bikers‘ Voice nur auf die im Juli 2021 durchgeführten Messungen und die entsprechende APA-Meldung verweisen, die belegt, dass einerseits das Standgeräusch und das Fahrgeräusch nicht in direktem Zusammenhang stehen und andererseits viele Motorräder ein höheres Standgeräusch eingetragen haben, als tatsächlich gemessen werden kann.

Motorradfehrer:innen tragen Gehörschutz wegen der Windgeräusche, die im Helm hörbar sind und nicht wegen des Lärms ihrer Fahrzeuge. Die Windgeräusche sind am Motorrad sitzend wesentlich lauter hörbar als Motor- oder Auspuffgeräusch und können zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden führen. Der Gehörschutz reduziert aber lediglich das allgemeine Geräuschniveau um etwa 10 dB, womit akustische Warnsignale weiterhin wahrnehmbar bleiben.

Der von einem Fahrzeug im Fahrbetrieb erzeugte Lärm ist nur zu einem geringen Teil auf die Straßentauglichkeit des Fahrzeuges zurückzuführen. Hier kann mit der Messung des Standgeräusches lediglich eine Manipulation der Abgasanlage überprüft werden. Diese Messung wird bei einer vordefinierten Drehzahl durchgeführt, die wiederum im Fahrbetrieb bewusst oder unbewusst über- oder unterschritten werden kann, was dann zu mehr oder weniger Schalldruck führt.

Über die Jahre wurden Fahrzeuge dahingehend optimiert, dass sie bei 50, 100 und 130 km/h optimal und geräuscharm funktionieren. Darauf sind Motor und Getriebe abgestimmt. Das erklärt auch, warum 30 km/h-Zonen kontraproduktiv sind, weil das jeweilige Fahrzeug dann mit einem niedrigeren Gang bei höherer Drehzahl für längere Zeit mehr Lärm und Schadstoffe abgibt als mit 50 km/h. Lediglich das Abrollgeräusch der Reifen ist niedriger.

Es gibt zum einen keine leiseren Endschalldämpfer zum Nachrüsten für Motorräder, weil die gemäß der Typengenehmigung die in den Fahrzeugpapieren eingetragenen Werte erfüllen müssen und zum anderen ist es laut Aussage der Landesfahrzeugprüfstelle nicht möglich ein real niedrigeres Standgeräusch als das ab Werk eingetragene eintragen zu lassen. Womit ein am Standgeräusch festgemachtes Fahrverbot wieder völlig sinnlos erscheint.

Zudem ist die Verallgemeinerung im Bericht aus Sicht von Bikers‘ Voice ein typisches saisonal bedingtes „Biker-Bashing“. Ein Artikel über eine Schwerpunktaktion an einem Motorrad-Hotspot in Niederösterreich bescheinigte 9 von 950 überprüften Motorrädern eine Überschreitung der Lärm-Grenzwerte. Das ist weniger als 1%!

Bei genauer Recherche des Themas hätte auffallen müssen, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der bewusst illegalen und zu lauten Motorräder laufend sinkt und auch das Fahrgeräusch durch die Hersteller ständig reduziert wird. Das dies nur im Messbereich erfolgt wird zukünftig auch nicht mehr möglich sein, aber ein legal erworbenes Motorrad, das typisch bewegt wird, erzeugt nicht mehr Lärm, als der Gesetzgeber zulässt.

Auch Motorradfahrer sind Anrainer und die Mehrheit ist sich der Lärmproblematik bewusst und fährt dem entsprechend. Wer das nicht tut, hat es selbst in der Hand und wenn eine Méduse ihn darauf hinweist, ist zumindest ein Lerneffekt zu erwarten. Zumindest hier kann Bikers‘ Voice Ihren Ausführungen zustimmen. Ansonsten würden wir uns genauerer Recherche und weniger Bashing von einem Redakteur einer Qualitätszeitung erwarten.

Für den Vorstand
Regina Stiller (Obfrau) und Thomas Schluet (Obfrau Stellvertreter)