Offener Leserbrief an Fr. Salzer Kurier.at

Sehr geehrte Frau Salzer.

Der Verein „Bikers‘ Voice“ setzt sich seit über einem Jahr intensiv mit dem Thema „Motorradlärm“ und insbesondere mit dem sog. „Tiroler Modell“ auseinander, daher sind uns in ihrem Artikel „Laaaauuuuut“ vom 12.9.2021 sofort einige, leider sehr wesentliche, Recherchefehler aufgefallen.
Ehrlicherweise haben Sie aber in Ihrem Artikel auch erwähnt, dass Sie Motorrädern grundsätzlich nicht allzu viel abgewinnen können, das erklärt möglicherweise auch die Aussagen dieses auf Halbwahrheiten basierenden Artikels.

Damit wird das nach EU-Richtlinien homologierte FAHRGERÄUSCH von aktuell 80 bzw. 77 dB eines Motorrades für Sie zu nichts anderem als ein störendes Geräusch assoziiert mit negativen Emotionen, nämlich “Lärm”.

Sie verweisen in Ihrem Artikel explizit auf das “Tiroler Modell”, welches original zugelassenen Motorrädern mit 95 dB STANDGERÄUSCH derzeit auf einigen Strecken in Tirol ein Fahrverbot erteilt hat und behaupten, dass dadurch ein “nachweisbarer Effekt” für die Anrainer entstanden ist.

Allerdings ist es in der Praxis so, dass das Fahrgeräusch eines Motorrades für die Wahrnehmungen der Anrainer maßgeblich ist und kein Anrainer durch dieses Fahrverbot einen echten Vorteil hat.
Das STANDGERÄUSCH lässt nämlich keinen hinreichenden Rückschluss auf das Fahrgeräusch zu, da alle originalen zugelassenen Motorräder, unabhängig vom Wert des Standgeräusches, das EU genormte Fahrgeräusch nicht überschreiten dürfen.

In diesem Zusammenhang führen Sie weiter aus: “Durchschnittlich sank die Lärmbelastung um 36 Prozent”.
Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit und stellt sich für den/die informierte/n LeserIn entweder als Ergebnis ungenauer Recherche, oder wie eingangs erwähnt, vielleicht auch in Ihrer subjektiven Ablehnung gegenüber einspurigen Kfz begründeten, Irreführung der LeserInnen dar.

Tatsächlich sank im evaluierten Messzeitraum „Corona“ bedingt der Gesamtverkehr in diesem Gebiet in Tirol, d.h. also auch PKW/LKW Fahrten, um ca. 36%, somit ist die fälschlicherweise den MotorradfahrerInnen zugerechnete Lärmreduktion in Wahrheit eine Folge des gesamten Verkehrsrückganges und nicht auf die „Tiroler Verordnung“ zurückzuführen.
Der Verein „Bikers Voice“ stellt Ihnen auf Anfrage gerne seine umfangreichen Informationen zu diesem Thema zur Verfügung und würde sich über ein klärendes Gespräch mit Ihnen sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen!

Regina Stiller
Obfrau
www.bikers-voice.at

Artikelbild: Foto von KoolShooters von Pexels